Fussball Begeisterung im Kaukasus!


 

 

Die Fussball Auswahl Raetia reist an die Fussball Weltmeisterschaft der Confederation of Independent Football Associations (CONIFA) nach Abchasien.

 

Ein Reisebericht von Daniel Luginbühl.

 

 

Freitag:

 

Die Aeroflot Maschine setzt hart auf der Landebahn von Sochi auf. Alles erscheint in russischem Olympia-Glanz. Wir sind eine kleine Delegation der Fussball Auswahl Raetia, die schon etwas früher anreist. Zwei abchasische Studenten mit ConIFA World Football Cup 2016 Outfit, eine junge Frau und ein junger Mann, heissen uns herzlich willkommen und geleiten uns zu einem Reisebus.

 

Der Bus fährt nur wenige Kilometer über eine nagelneue Russische Autobahn den Olympiabauten entlang. An der Grenze zu Abchasien sind alle etwas nervös. Bei einem russischen Checkpoint wird viel diskutiert. Schliesslich steigt ein Russischer FSB Rekrut (gefühlte 16 Jahre alt) in den Bus und kontrolliert mit mässiger Motivation einige Pässe. Am Zoll wird noch mehr diskutiert.  Wir müssen aussteigen um unser gesamtes Gepäck kontrollieren zu lassen - Also Koffer und Taschen auf das Band legen und durchleuchten lassen. Das Personal besteht aus einer‎ älteren Dame, die mit dem Xray Baggage Scanning System nicht so bewandert ist. Ich finde sie passt besser in eine klassische Stube, wo sie Jäckchen für Ihre Enkel strickt. 

 

Sie ruft ihren Chef an, der dann auch kommt und eine kurze ablehnende Geste macht, als er auf den Bildschirm schaut. Alles blinkt rot am Bildschirm, (mein Handgepäck sieht im Scan immer ein wenig wie ein Gewehr aus)

 

Die Passkontrolle ist genau, korrekt und freundlich. Ob dies nun der russische oder der abchasische Zoll ist, wissen wir nicht so recht. Wir warten draussen im weichen Licht des Sonnenuntergangs auf den Bus.

 

Es folgt noch ein Militär und ein Polizei Checkpoint. Diesmal wollen die Respektspersonen in Uniform uns nicht kontrollieren, sondern sie streiten sich darum, wer uns eskortieren darf. Dann geht es los, entlang der Abchasien Rivera.  Ein Polizei-Lada voraus mit Blaulicht und Sirene! 

 

Wir kommen in San Marino an. Der Fahrer und die Polizei sprechen immer von San Marino. Aber wir sind in Gagra, Abchasien im Hotel San Marina.

 

An der Hotel Rezeption werden wir sehr freundlich in gutem Englisch von der Lehrerin Lana empfangen. Zu diesem Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass sie die Hotelmanagerin ist. Aber mit einer Englischlehrerin ist die Konversation und die Organisationen der CONIFA Mannschaften natürlich viel einfacher. 

 

Wir schleichen in den Speisesaal wo es ein Buffet für das Abendessen gibt. Das etwas sowjetisch anmutende Buffet, ist einfach aber gut. Es erinnert uns an unser letztes Klassenlager. 

 

 

 

 

Samstag:

 

Ein währschaftes Frühstück vom Buffet, dass nur leicht anders aussieht als am Vorabend, bestimmt den Start in den Tag für unsere kleine Fussballdelegation.

 

Der Auftrag heute: Eine Wäscherei und Schmerzmittel organisieren. Die Vorstellungen von Mitteleuropäer hierzu, beinhalten eine feste, kräftige Sowjetmatrone mit einer Flasche Wodka in der Hand.

 

Aber in Abchasien funktioniert das anders. Die Rezeptionsangestellten machen uns ein faires, aber nicht unbedingt billiges Angebot für den Trikot-Wäscheservice. Von der CONIFA WM Organisation gibt es für jede Mannschaft mind. 3. Studenten die sich um die Delegationen kümmern. Dabei geht es meistens um Hilfe mit Übersetzungen vom Englischen ins Russische und umgekehrt. Diese Volunteers begleiten uns nun in eine Apotheke. Dort erhält man Schmerztabletten zu einem Bruchteil‎ von dem, was die in der Schweiz kosten. So für ca. 70 Rubel (ca. 1.-CHF) gibt es eine ordentliche Dosis.

 

Wir schlendern zum Daur Akhvlediani Stadion, wo die CONIFA WM Fussballspiele stattfinden. Einen Tag vor Spielbeginn, werden hier die Seitenlinien, kniend von Migranten gerollt. Der Duft von gegrilltem Fleisch liegt in der Luft. Wir sitzen in das Stadionrestaurant, wo der Grillör Deutsch spricht und die Bedienung Englisch. Der Chef am Grill hat irgendwie Beziehungen zu der abchasischen Diaspora in der Schweiz und möchte gerne mit jemandem von uns seine Tochter verheiraten.

 

Heute Abend ist die grosse und von den Abchasiern langersehnte Eröffnungsfeier. Mit einer Stunde Verspätung macht sich die FA Raetia Delegationen und die andern in Gagra stationierten Fussballmannschaften auf den Weg nach Sukhumi, in die Hauptstadt von Abchasien. Diese Verspätung ist jedoch nur eine Wahrnehmung, da in Abchasien die russische Moskauzeit gilt und nicht georgische Zeit. Unsere Smartphones zeigen automatisch die georgische Zeit an. Auf dem Weg nach Sukhumi wird uns der Nutzen einer Polizeieskorte bewusst. Eine Herde Kühe versperrt unserem Reisebus den Weg. Die Polizei fordert die Blacksea-Cowboys unmissverständlich auf die Herde weg zu treiben. Die Fussballer kommen!

 

Die FA Raetia hat an die Eröffnungsfeier nicht sehr grosse Erwartungen. Vor 4 Jahren in Kurdistan genossen sie 12 Nationalhymnen in Telefonhörer Qualität. 

 

Der herzliche Empfang der Bevölkerung, beim Aussteigen aus dem Konvoi und ein riesen Arsenal an Technik sind mehr als ordentlich. Die Eröffnung beginnt schliesslich mit einer offensichtlichen Eigendynamik der CONIFA Fussballteams. Sie feiern sich selbst mit Fahnen und unzähligen Kameras von Medienleuten und Facebook Jäger auf dem Spielfeld.

 

Und ja, auch die Delegation der FA Raetia die es zusammen mit den Volunteers auf eine winzige Mannschaftsstärke von gerade 5 Personen bringt, lässt es sich nicht nehmen, mit der raetischen Fahne im Wind, von dem frenetischen Publikum mit Applause beschenkt zu werden. Dann geht es los, mit Trommel und Wirbel, einer richtig, pompösen Eröffnungsfeier. Die traditionellen Tänze der Abchasier sind mit Pirouetten und Sprüngen ausgemalt, die auch für die besten raetischen Kunstturner kaum zu meistern sind. Die Musik ist sehr gut, aber auch sehr Laut. Die Bässe, die aus dem Subwoofer dröhnen, bringen beinahe jeden 5000er im Kaukasus zum Zittern.

 

 

 

Sonntag:

Für die Delegationsmanager steht ein Briefing in der Hauptstadt auf dem Programm. Als einzige Delegation stellte die FA Raetia zwei verschlafene Individuen, die schon Morgens um 7 Uhr in der Lobby dahinwelken. Es kommt auch mehr oder weniger pünktlich ein Bus mit einem Fahrer der keine Englischkenntnisse hat und Ahnung. Mit Google Translate stellt sich heraus, dass sein Auftrag ist, 20 Personen abzuholen. 

 

Eine Stunde später kommt der offizielle CONIFA Betreuer mit mehr Ränder als Augen. Er holt sich eine Sonnenbrille. Das Briefing für Gagra sei gecancelt, erklärt er kurz.

 

Die zwei müden Herren aus Raetia beschliessen trotzdem nach Sukhumi zu fahren. Der Fahrer, mit dem nun leeren Bus muss ja eh dort hin, - oder doch nicht? Die CONIFA Helfer und Volunteers diskutieren viel und organisieren 2 Studentinnen die uns zu Fuss zu der Hauptbusstation von Gagra begleiten, vorbei an den Chrustschow-Hochhausreihen über den Bahnübergang bis zur Hauptstrasse. Sie erklären dem Busfahrer des hiesigen ÖV, dass er uns erst an der Endstation am Bahnhof Sukhumi frei lassen soll. Rasant schüttelt und kurvt der füllige Abchasier die Fahrgäste in die Hauptstadt. Würden weniger Kühe und Pferde auf der Strasse stehen, wäre es wohl ein neuer Rekord. Am Bahnhof, der nur noch Hof ist, oder eher ein Monument aus sowjetischer Zeit, werden wir von Salima empfangen.

 

Salima ist eine 18-Jährige Studentin aus Sukhumi. Sie spricht fliessend Englisch und für die Zeit der WM betreut sie die FA Raetia. Sie nimmt uns auf eine Stadtbesichtigung mit. Mit dem Stadtbus fahren wir zum Fussballstadion. Der Bus ist sehr alt, aber er fährt. 

 

Neben dem Stadion ist die bedeutendste Russisch-Orthodoxie Kirche der Stadt. Es ist Sonntag und Weihrauch liegt in der Luft. Zwar arbeiten nebenan 4 Migranten an einer Fassade - trotzdem, in der Kirche ist Messe. Detaillierte Ausführungen über die Geschichte und die kulturellen Hintergründe Abchasiens, erklärt von unserer Reiseführerin Salima, lassen nicht nur die Herzen von Historikern höherschlagen. Kriegsdenkmal, Staatstheater, Präsidentenpalast und Helden. Zum Abschluss ist ein traditionelles, abchasisches Essen an der Reihe. Das äusserst gute Essen reicht locker um für 24 Stunden satt zu sein.

 

Leider ist gut die Hälfte der Bauten in der Stadt marode oder gar zerfallen. Die andere Hälfte ist neu. Dazwischen gibt es eigentlich nichts. Wir stapfen in einen CD laden, der seine Ware lautstark, weit über die Strassen ankündigt. Der Inhaber und Verkäufer ist von seiner Kundschaft ganz angetan und verschenkt erstmal je eine CD mit traditioneller abchasischer Musik. Wir kaufen dann noch eine selfmade POP CD die im Enddefekt nicht ganz unseren Vorstellungen entspricht. Dennoch - ein prima Erlebnis.

 

An diesem Nachmittag findet selbstverständlich auch ein WM Qualifikationsspiel statt: Als Raetier sind wir gewohnt ein Fussballmatch zusammen mit einem Plastikbecher Bier zu geniessen. Jedoch lässt und die Security nicht mit dem Becher Bier in das Stadion. Dann kommt der Premierminister und verschwindet in der VIP-Lounge. Die gute Salima versucht uns auch in die VIP-Lounge zu losten. Aber das Vorhaben geht schief, da wir uns heute als Touristen verkleidet haben und nicht einem Dress entsprechen, der sich für ein Treffen mit dem Ministerpräsidenten gebührt.

 

In der Halbzeit müssen wir das Stadion leider verlassen, da es Zeit wird einen Mini-Bus zu finden der uns noch am selben Tag zurück nach Gagra bringt. Der Minibus fährt erst, wenn er voll ist. Die Fahrgäste warten mit stoischer Ruhe bis dies dann eben geschieht. Unsere Reiseleitung telefoniert mit den Volunteers in Gagra und spricht mit dem Fahrer. Wir kommen uns schon etwas komisch und bevormundet vor. Wir können doch auf Russisch “Stopp“ sagen und wir wissen auch wo Gagra ist. Die Gastfreundschaft ist hier grossgeschrieben, dass auch solche profanen Sachen gerne für die Fremden übernommen werden. In Gagra angekommen, erklärt uns der Fahrer nach dem Aussteigen, dass wir auf jeden Fall warten sollen. Wir machen das, und tatsächlich ca. 5 Minuten kommen 3 junge Volunteers in einem grossen, neuen Opel uns abholen und sind sichtlich stolz, uns diesen Service zu bieten. Wir nehmen das gerne an.

 

Montag:

 

Nachts um 2:30 Uhr kommt ein Reisecar pünktlich mit den Speler der FA Raetia in Gagra an. Die Spieler geniessen nur wenige Stunden Schlaf. Um 11:00 Uhr Ortszeit wird bereits der Match gegen Padanien angepfiffen. Die Stimmung auf dem Weg zum Stadion ist gut. Der Kunstrasen lässt die Stimmung dann jedoch etwas sinken. Stolz aufmunternd wirkt die “A Tgalaveina“ – die raetische Nationalhymne auf unsere wackeren raetischen Tschutter.

 

Allen war klar, dass das Ganze ohne ausreichend Schlaf und ohne ein gemeinsames Training, eine Herkules-Aufgabe wird.

 

Auf dem Platz kann Raetia erstmal gut mithalten. Padania, ein Zusammenschluss von acht norditalienischen Regionen, drückte ordentlich aufs Tempo, wir verteidigen mit grossem Kampfgeist. Schlussendlich können wir das hohe Tempo nicht über die 90 Minuten mitgehen und so resultiert eine doch etwas hohe 0:6-Niederlage.

 

Anschliessend an den wenig erfolgreichen Match, werden der FA Raetia Delegationschef und der Coach zur Pressekonferenz gerufen. Es geht eigentlich bei keiner Frage um Fussball, sondern darum ob uns Abchasien gefällt.

 

Die Spieler der FA Raetia haben Glück, denn sie müssen am Abend vor dem Nachtessen nicht zu einem anstrengenden Training antreten, sondern spazieren in der Abendsonne der Strandpromenade entlang und besprechen den morgigen Match.

 

 

Dienstag:

 

Am zweiten Spieltag wartet für die FA Raetia ein noch stärkerer Gegner. Nordzypern ist eine Mannschaft, die sich aus Spielern aus der 2. Liga der Türkei zusammensetzt. Also in etwa die Stärke eines FC Zürich in der Challenge League. Unsere Raetier spielen höchstens in der 2. Liga Regional. Es ging los mit 2 schnellen Toren des Gegners. Schöne Kopfballtore, die nach einer kleinen Unaufmerksamkeit der raetischen Abwehr sehr schnell ihren Weg in das Tor fanden. Raetia konnte die Geschwindigkeit bis zum Schluss mithalten, da sei endlich mal ordentlich schlafen konnten. Eine 0:7-Niederlage war dennoch nicht zu verhindern.

 

Plötzlich entdecken wir am Spielfeld einen kleinen Jungen mit einem FA Raetia Shirt. Für uns ein total neues Erlebnis. Der 5-Jährige Vanja aus Moskau ist mit seiner Mutter in Abchasien auf Verwandtschaftsbesuch. Als Team seines Herzens hat der junge Fussballfan ausgerechnet uns, die bisher punktelosen Raetier ausgesuch. Zum Dank unterschrieben ihm die Bündner nach dem Match ein Spielertrikot und schenkten ihm dieses.

 

Die Hohe Niederlage ist schnell verdaut. Der Imbissverkäufer neben dem Hotel kann sich unter “Schweizer“ nicht viel vorstellen, ich erkläre ihm, ich sei aus Raetien. Jetzt leuchten seine Augen und er kramt ein paar wenige Italienische Worte hervor und fragt mich ob Como auch in Raetien ist.

 

Heute Abend hat der Vorstand einen Bus nach Sukhumi organisiert. Die gesamte FA Raetia darf das Gruppenspiel, Abchasien gegen Westarmenien mitverfolgen. Mit einer Stunde Verspätung machen sich zwei Reisecars und zwei Polizei Autos auf den Weg nach Sukhumi.

 

Die vielen, überall abgestellten Autos in der Nähe des Stadions, lassen vermuten, dass die Tribünen nicht leer sind. Unsere Voloteers gehen voraus und bahnen sich einen Weg durch die Massen von Menschen. Die FA Raetia Tschutter im Gänsemarsch hinter her. Das Stadion ist brechend voll, sehr laut und die Luft ist mit Ohrenbetäubendem Vuvuzeela Gedröhn geschwängert. Wir verstecken uns zuoberst auf der Tribüne, hinter Fernsehkameras und Scheinwerfer. Blick auf das Spielfeld haben wir kaum. Nach der National Hymne sitzen alle Zuschauer ab und wir haben wenigsten eine Aussicht auf das halbe Feld. Das Stadion fasst angeblich 4500 Sitzplätze. Wir schätzen eine Anwesenheit von gut doppelt so vielen Leuten. Beim Einlaufen und beim Anpfiff ernten die Abchasischen Fussballer jeweils tosenden Applaus vom Publikum. Unsere Raetischen Fussballer stellen sich vor, wie das wäre, wenn das Los entschieden hätte, dass die FA Raetia heute gegen Abchasien spielen würde. Wir kriegen Gänsehaute bei dem nur kleinsten Gedanken daran. Aber der Hexenkessel ist heute den Westarmeniern vorbehalten, die als Gäste hier einen schweren Stand haben.

 

Den Match beginnen die Abchasiern wie Feuerwehr und bringen ihren Gegner arg in Verlegenheit. Nach gut 10 Minuten Match fällt das 1:0 für Abchasien durch einen Freistoss. Das Publikum ist komplett aus dem Häuschen! Das Stadion bebt vor Begeisterung und auch die Polizisten jubeln ausgelassen.

 

In der Pause dürfen wir zwischen 16ner und Corner am Rande des Kunstrasens an den Boden sitzen. Alle anwesenden um uns herum wollen Fotos machen, Unterschriften haben und auch einen Teil diese WM sein. Eine ungewohnte Perspektive für ein Fussballmatch. Die 2. Halbzeit blieb Torlos, jedoch die Emotionen der Polizisten vor uns, die in Reih und Glied für Sicherheit sorgen, übertreffen den Unterhaltungswert eines jeden raetischen Stand-up-Comedy.

 

Nach dem Schlusspfiff wird mit Fahnen und Trompeten auf dem Spielfeld gefeiert. Zwar ist das Polizeiaufgebot in Sukhumi gigantisch, aber die Sicherheitslage scheint in keinster Weise irgendwelche Einschränkungen zu verlangen.

 

Da am nächsten Tag Spielfrei ist, fühlen sich nicht alle Spieler müde, und die Betreuer erst recht nicht. Zurück in Gagra, macht es sich eine beachtliche Gruppe in einem Beach-Music-Club bequem. Der Wirt singt, sein Bruder kocht und die restlichen Familien Mitglieder bedienen die Gäste. Oder sie machen netterweise ein Tänzchen mit Russischen Touristen um alle bei Laune zu halten. Nach einem reichhaltigen Grill, fordert der DJ, also der Wirt und ein betrunkener aus Russland, alle anwesenden aus Raetien auf, die Tanzfläche zu bevölkern. Es wird extra ein Lied für uns gespielt (Hotel California von den Eagels) Der Zusammenhang ist uns schleierhaft. Dem Liedsänger (also dem Wirt) auch. Er meint kurz, es sei das falsche Lied. Weiter geht es mit hiesigem Pop und alle hüpfen und tanzen wild im Lokal umher. Eine mittelalterliche, russische Raubkatze hat Beute gerochen und bewegt sich fröhlich in mitten der exotischen Gäste unanständig hin und her.

 

Plötzlich ist fertig lustig. Die Musik ist aus. An der Bar steht ein Mann mit einem Revolver im Hosenbund. Keine Uniform und eine Waffe, wie aus einem billigen Western. Wir werden etwas nervös. Als der Cowboy wieder das weite der Kaukasischen Steppe sucht, fragen wir beim Chef nach was das war. Der Chef erzählt nun Mythen und Legenden aus Abchasien. Gestandene Raetier und der Coach aus der Urschweiz sind merklich beeindruckt. Ach so - übrigens, der Pistolero war die lokale Polizei, die sich wegen Nachtruhestörung beschwerte.

 

 

 

Mittwoch:

 

Leider heisst es jetzt für mich Abschied nehmen von der Mannschaft, den Gastgebern und Abchasien. Ich habe mich schnell an das Leben hier gewöhnt. Natürlich ist Abschied immer schwer, aber so war der Deal. Job und Familie wartet. Nur schon vom Klima her, wäre für mich ein längerer Aufenthalt hier absolut vorstellbar.

 

Ich steige in ein Taxi, dass soeben kein Taxi mehr ist. Das Dachschild verschwindet, wie mein Gepäck im Kofferraum. An der Grenze werde ich nach dem Abchasischen Visum gefragt. Ich verstehe schemenhaft auf Russisch was der Zöllner von mir will und versuche ihm auf Englisch zu erklären, dass ich von der Fussball WM bin. Nach kurzer Zeit kommt der Chefzöllner mit meinem roten Pass in der Hand und meint, alles sei in Ordnung.

 

Als wenige Zeit später der Aeroflot Airbus mit mir an Board vom Flughafen Sochi abhebt, mache ich ein letztes Foto vom Olympiapark mit Abchasien im Hintergrund und ganz weit hinten ist Gagra zu erahnen.